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YOUR POWER

Videoinstallation und Projektleitung: Jule Würfel, Performance und Choreografie: Benze C. Werner + Akasha Daley, Kostüm: Pegah Musawi, Sounddesign: Helena Pauen, Grafikdesign: Alena Eisenmann, Ein Projekt des Spektra e.V., gefördert durch das Kulturamt Leipzig und die Kulturstiftung des Freistaat Sachsen. Eingegangen in das Landesarchiv der Staatlichen Kunstsammlung Dresden.


2022 Videoinstallation auf vier Kanälen 4'30 min loop
Auflage von 3

9.000,- €


Britney Spears tanzt mit geflochtenen Zöpfen durch eine Highschool und beschwört einen imaginären Schwarm: „Baby One More Time“. Kurze Zeit später stellt ihr Vater sie unter eine unfreiwillige Vormundschaft, die bis 2021 andauert.

Amy Winehouse versucht ihre Trauer in „Back to Black“ loszulassen, sich vom Schmerz zu emanzipieren. Mit ihrem Ehemann Blake Fielder-Civil nimmt sie harte Drogen, was nach ihrem Selbstmord zu Spekulationen führt: Was hatte die Abhängigkeit von ihrer Jugendliebe und von den Drogen damit zu tun?

Tina Turner schüttelt im Musikvideo von „What's Love Got to Do With It“ selbstbewusst lästige Verehrer ab. In ihrer Ehe mit Ike Turner wird sie über Jahre schwer misshandelt.

Rihanna posiert in Netzstrümpfen mit ihrem „Umbrella“. Das Bild ihres geschundenen Gesichts nach einer Prügelattacke ihrer Jugendliebe Chris Brown brennt sich gleichermaßen ein.
Text: Greta Taubert



Die Videoarbeit YOUR POWER setzt die vermeintlichen Einzelschicksale der vier Popsängerinnen miteinander ins Verhältnis. In einer Videoinstallation auf vier Kanälen begegnen sich die Geschichten der Frauen – einerseits als selbstbestimmte Performer*innen, andererseits als Betroffene toxischer Männlichkeit. Dabei werden Motive ihrer Songs, Musikvideos, Kleidung und Bewegungen aus dem Kontext herausgelöst und neu zusammengesetzt:
wie klingt ein tausendfach gehörter Hit, wenn er mit unsicherem Griff auf dem Klavier nachgespielt wird? Was macht die ständige Ausleuchtung durch Kameras mit Menschen – in diesen Videos sogar durch 360-Grad-Kameras überspitzt?

Die Künstlerin Jule Würfel verhandelt das Thema patriarchaler Gewalterfahrung am Beispiel jener Popsängerinnen, die sie als Teenagerin selbst gehört hat. Die Alben, Videos und Konzerte waren der Soundtrack ihrer eigenen Weiblichkeitsentwicklung und rufen gleichsam Erinnerungen wach:
Was ist mir seit dem widerfahren?
Welchen Übergriffigkeiten bin ich als Frau vor allem im Partykontext ausgesetzt?

Eine Antwort, mit welchen Mitteln man sich struktureller Gewalt stellen kann, hat Würfel in der Auseinandersetzung mit der feministischen „Künstlerinnengruppe Erfurt“ gefunden, die von 1984 bis 1994 die individuelle Befreiung der Frau als kollektiven Prozess verstanden haben. YOUR POWER erinnert sowohl in der Herangehensweise als auch der Zielstellung an diese ostdeutschen Feministinnen. In dem Britney Spears, Amy Winehouse, Tina Turner und Rihanna gemeinsam gezeigt werden in ihrem Zittern zwischen Selbstbehauptung und Selbstverlust, werden persönliche weibliche Traumata zur gemeinschaftlichen Aufgabe.
Text: Greta Taubert